UNSERE UMWELT -
EINE FREMDE WELT?
Kurzinfo
Die Natur dient nur noch als Fotokulisse, die Städte müssen den hohen Anforderungen gerecht
werden und das das Wandern im Wald ist langweilig und schweißtreibend - die Verbindung zu
unserer Umgebung schwindet. Die zunehmende Urbanisierung, Digitalisierung und der Verlust
kulturellen Erbes führen zu einer zunehmenden Entfremdung von Natur und dem bebauten
Umfeld. Nur wer seine Umwelt versteht, kann diese wertschätzen und schützen. Wir brauchen
mehr Bildung (für alle) und sinnliche Erlebnisse vor Ort, um unsere Welt neu zu entdecken und
bewusst zu gestalten.
Der Sonnenaufgangswecker mit künstlichem Vogelgezwitscher weckt uns am Morgen. Der Blick auf
das Smartphone präsentiert noch vor dem Frühstück die weltweiten Nachrichten und unzählige
emotionsgeladene Meinungen von „Binsehexe“ und „Hagn135“ gratis dazu. Nie zuvor waren
Informationen, Nachrichten und Unterhaltung so leicht zugänglich und noch nie war die Ablenkung
so groß.
Doch während unsere Welt immer komplexer und schnelllebiger wird, verlieren wir etwas
Wesentliches: den Kontakt zu unserer Umwelt. Diese Entfremdung zeigt sich besonders in zwei
Bereichen – in der Beziehung zur Natur und zu unserer gebauten Umgebung.
Entfremdung von der Natur
Fragt man Menschen nach ihrem letzten Aufenthalt in der Natur, wird nicht selten die Joggingrunde
durch den Park oder die Gassirunde über die Felder genannt. Die meisten Menschen erleben „wilde
Natur“ nur noch als Abbild auf Bildschirmen oder in Büchern. Spektakuläre Natur-Dokus,
Landschaften als Hintergrundbilder oder Instagram-Abenteuer – all das vermittelt uns ein völlig
verzerrtes Bild von der Natur. Diese künstliche Naturerfahrung ersetzt jedoch nicht die echten
Erlebnisse.
Parallel dazu verändern sich unsere Städte und Dörfer. Die Flächen verdichten sich, Naturflächen
gehen verloren, Beton und Asphalt breiten sich aus. Die Aufenthaltsdauer in der Natur schrumpft.
Der Verlust von echten Naturerlebnissen hat nicht nur Auswirkungen auf unsere psychische
Gesundheit, sondern auch auf unser Umweltbewusstsein.
Zugleich geht die Fähigkeit verloren, die Stille auszuhalten, sich dort zu entspannen und die
kleinen Details zu schätzen. Der heimische Wald bietet vielleicht nur einen Specht und keine
atemberaubenden Geysire. Eine Wanderung durch die vergleichsweise reizarme Natur wird
zunehmend als langweilig empfunden.
Entfremdung von Architektur und Räumen
Nicht nur zur Natur, auch zu unserer gebauten Umgebung haben wir die Verbindung verloren.
Historische Gebäude sind stille Zeitzeugen und stiften Identität. Sie schaffen eine emotionale
Verbindung und geben uns ein Gefühl von Heimat. Doch moderne Architektur folgt oft einer
anderen Logik: Funktionalität und Effizienz stehen im Vordergrund.
Besonders in Städten entstehen so anonyme und vergleichsweise schnelllebige Strukturen ohne
lokale Bezüge. Sie sind praktisch, aber seelenlos. Wenn historische Gebäude abgerissen und durch
standardisierte Neubauten ersetzt werden, verlieren wir kulturelle Ankerpunkte. In Dörfern und
Städten verschwindet Baukultur und Geschichte – und mit ihr unser Gefühl von Zugehörigkeit.
Doch es gibt Lösungen:
Natürlich können wir versuchen, Städte grüner zu gestalten und durch bewusste Planungen und
Bürgerbeteiligungen Baukultur neu zu denken. Menschen und Vereine setzen sich schon jetzt für
den Erhalt des Kulturerbes ein oder kümmern sich um die Pflege von Naturlandschaften.
Bildung und Sensibilisierung können der Entfremdung entgegenwirken und ein tieferes Verständnis
für die Umwelt fördern. Es reicht allerdings nicht aus, wenn die Kita-Gruppe einmal im Monat
einen Waldtag veranstaltet oder die Schulklasse Müll sammelt. Das betrifft Menschen aller
Altersgruppen. Wir alle können nur davon profitieren - inklusive der Umwelt selbst.
Unser Beitrag zur Überwindung der Entfremdung
Mit unseren Entdeckerpfaden schaffen wir Möglichkeiten, die Umwelt neu zu entdecken – direkt
vor Ort. Ob in Wäldern, an historischen Gebäuden oder in urbanen Räumen: Unsere Guides bieten
das nötige Hintergrundwissen, die das Verborgene sichtbar und Zusammenhänge begreifbar
machen.
Dabei geht es uns nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern um Erlebnisse. Wir möchten
die Sinne anregen und Menschen dazu ermutigen, ihre Umgebung mit anderen Augen zu sehen.
Durch mobiles, ortsbezogenes Erleben fördern die bewusste Wahrnehmung und helfen, den Bezug
zur Umwelt wiederherzustellen.
Nur wer Umwelt „begriffen“ hat und versteht, kann sie wertschätzen und schützen. Indem wir
Natur, Städte und Dörfer direkt vor Ort erlebbar machen, leisten wir einen Beitrag dazu,
Entfremdung zu überwinden – und ein tieferes Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen.
Quellen / weiterführende Literatur
Bartsch-Herzog, B., 2013, Wie konzipiert man einen Lehrpfad: Saarbrücken, AK Akademikerverlag.